Kindliche Hörstörungen

Kindliche Hörstörungen müssen so früh wie möglich erkannt werden, damit ein Kind richtig sprechen lernt und sich altersgemäß entwickeln kann.
Beobachten die Eltern eines Kindes eine Hörminderung, sollten sie unsere Praxis aufsuchen. Die Untersuchung von Kindern erfordert speziell geschultes und einfühlsames Personal und eine auf die Kinder ausgerichtete Diagnostik.
Hierbei kommt mir meine langjährige Erfahrung im Bereich der Kindersprechstunde zugute. Diese hat gezeigt, dass gerade im HNO-Bereich Kinder oft viele Ängste vor den HNO-Untersuchungen haben. Durch mein speziell geschultes Personal und einer "sanften Vorgehensweise" gelingt es fast immer, den Kindern schon beim ersten Besuch die Ängste vor dem HNO-Arzt zu nehmen.
Wir untersuchen Hörstörungen von Kindern jeden Alters. Zuerst erfolgt dabei die Untersuchung unter dem Ohrmikroskop, um Ohrenschmalz (Cerumen) oder bei Gehörgangsentzündungen Eiter zu entfernen. Dann erfolgt unter dem Ohrmikroskop die Beurteilung des Trommelfells und des Mittelohres.
Anschließend werden ein Hörtest (Audiogramm) und gegebenenfalls die Messung des Mittelohrdruckes (Tympanogramm) und der otoakustischen Emissionen (Schallwellen der Hörschnecke) durchgeführt.

Ursachen kindlicher Hörstörungen

Die häufigste Hörstörung bei Kindern zwischen zwei und sechs Jahren ist die Folge von Erkältungen, akuten Mittelohrentzündungen oder vergrößerten Rachenmandeln.
Hierbei ist die Tubenbelüftung nicht gewährleistet, angesammelte Flüssigkeit kann nicht abfließen. Die Ansammlung von Flüssigkeit im Mittelohr wird Seromukotympanon genannt.
Hält der Tubenverschluss lange an (chronische Tubenventilationsstörung) kommt es zu krankhaften Veränderungen der Schleimhaut. Die Flüssigkeit wird zunehmend leimartig. Meist schafft eine medikamentöse Behandlung mit abschwellenden Nasentropfen bzw. Antibiotika, eine Entfernung der Rachenmandeln oder das Absaugen des Sekrets durch einen kleinen Schnitt im Trommelfell Abhilfe. Sollten sich diese Maßnahmen als nicht ausreichend erweisen, wird ein sogenanntes Paukenröhrchen in das Trommelfell eingesetzt. So wird das Mittelohr dauerhaft belüftet und kann abtrocknen. Nach einigen Monaten wird das Röhrchen von alleine abgestoßen und das Trommelfell wächst in der Regel wieder zu.  

Erbliche oder früh erworbene Ursachen

Bleibende Schwerhörigkeit bis hin zu Gehörlosigkeit kann erblich bedingt, während der Schwangerschaft oder um den Geburtsvorgang herum erworben sein. In diesen Fällen  entwickeln sich Teile des Hörorgans falsch oder verzögert.
Ererbte Schallempfindungsprobleme kommen sowohl ohne, d.h. non-syndromal, als auch mit anderen charakteristischen Symptomen, d.h. syndromal vor.

Ursachen ererbter non-syndromaler Schwerhörigkeit

•    Spezielle „Schwerhörigkeitsgene", die Entwicklungsstörungen im Bereich der Innenohrschnecke oder des Hörnervs mit sich bringen
•    Fehlerhafte Informationskodierung in den Mitochondrien
•    Gendefekte (Down-Syndrom u.a.)

Ursachen ererbter syndromaler Schwerhörigkeit

•    Hörstörungen mit Anomalien des äußeren Ohrs, z.B. Treacher-Collins-Syndrom mit Unterentwicklung von Ober- und Unterkiefer, Innenohrmissbildung usw
•    Hörstörungen mit Augensymptomen, z.B. Waardenburg-Klein-Syndrom mit Pigmentstörungen der Haut, Augen und Haare (partieller Albinismus) sowie Fehlbildungen des Gesichts
•    Hörstörungen mit Nierenerkrankung: Alport-Syndrom mit fortschreitender Nierenfunktionsstörung
•    Hörstörungen mit Schilddrüsenerkrankung: Pendred-Syndrom mit vergrößerter Schilddrüse und Jodverwertungsstörung
•    Hörstörungen mit Herzfehler: Jervell-Lange-Nielsen-Syndrom mit Herzrhythmusstörungen Vor der Geburt durch Erkrankung der Mutter erworbene Ursachen:
•    Virusinfektionen, Rötelnerkrankung der Mutter im zweiten oder dritten Schwangerschaftsmonat
•    Syphilis (Lues)
•    Stoffwechselerkrankungen
•    Zytomegalie
•    Alkohol- und Drogenmissbrauch
•    Toxoplasmose (selten)

Während der Geburt erworbene Ursachen

•    Frühgeburt
•    Mechanische Geburtsschäden
•    Gelbsucht aufgrund von Blutgruppenunverträglichkeit zwischen Mutter und Kind
•    Sauerstoffmangel
•    Hirnblutungen

Nach der Geburt erworbene Ursachen

•    Labyrinthitis
•    Hirnhautentzündung (Meningitis)
•    Infektionskrankheiten (z.B. Masern, Mumps, Röteln)

Lärmschwerhörigkeit bei Jugendlichen

Die Zahl der dauerhaft schwerhörigen Jugendlichen steigt seit einigen Jahren stetig an. Der Grund ist das häufige und laute Musikhören über Kopfhörer (MP3-Player), in Diskotheken oder auf Live-Konzerten. 100dB und mehr - das entspricht etwa einem Presslufthammer in wenigen Metern Entfernung - werden hierbei schnell erreicht.
So ist damit zu rechnen, dass in der Zukunft viele dieser Jugendlichen frühzeitig mit einem Hörgerät versorgt werden müssen.

Schwerhörigkeit/Hörsturz

Anatomie

Das Ohr gliedert sich auf in das äußere Ohr, das Mittelohr und das Innenohr. Zum äußeren Ohr gehört die Ohrmuschel und der äußere Gehörgang (Meatus acusticus externus), welcher von der Ohrmuschel bis zum Trommelfell reicht. Hinter dem Trommelfell liegt das Mittelohr mit der Paukenhöhle und der Tube (Eustach`sche Röhre), welche das Mittelohr mit dem Nasenrachenraum verbindet. In der Paukenhöhle befinden sich die Gehörknöchelchen, Hammer, Amboss und Steigbügel. Über diese Knöchelchen werden die Schallwellen vom äußeren Ohr zum Innenohr übertragen. Im Innenohr befindet sich die Hörschnecke (Cochlea) mit den Hörsinneszellen und das Gleichgewichtsorgan. Die Hörsinnes- bzw. Haarzellen des Hörorgans  verarbeiten die Schallwellen zu elektrischen Impulsen. Diese Impulse gelangen nun über die Nervenbahnen des Hörnervs in das Hörzentrum des Gehirns, um dort in einen Ton und somit eine Information umgewandelt zu werden.
 

Ursachen

Die Ursachen für eine Schwerhörigkeit sind vielfältig:
Sie kann eine Alterserscheinung, aber auch Folge einer Erkrankung wie Hörsturz im Innenohr, einer Entzündung mit Flüssigkeitsansammlung oder Schädigungen der Gehörknöchelchen  im Mittelohr oder sogar eines Loches im Trommelfell sein. Aber auch Entzündungen und Verlegung des äußeren Gehörganges durch Cerumen können ebenso zu einer Schwerhörigkeit führen,  wie auch eine übermäßige Lärmbelästigung.
 

Diagnostik

Bei einer Schwerhörigkeit führen wir in unserer Praxis verschiedene Hörtests durch. Dabei können wir die Schwerhörigkeit von Patienten jeden Alters, so bei Erwachsenen, Kindern und Neugeborenen feststellen und behandeln.

Am Anfang der Untersuchung wird die Krankengeschichte (Anamnese) des Patienten aufgenommen. Anschließend erfolgt eine ausführliche Hals-Nasen-Ohren-Untersuchung.

Grundvoraussetzung hierfür ist die Ohrmikroskopie, bei der eine Ohrenspiegelung mithilfe eines Ohrmikroskops - ein mit einer Kaltlichtquelle und einer variablen Vergrößerung ausgestattetes Mikroskop - durchgeführt wird. Dadurch können Veränderungen des Gehörganges sowie des Trommelfells festgestellt und auch kleinste Defekte des Trommelfells erkannt werden.
 

Schwerhörigkeiten, welche ihre Ursache im Mittelohr haben, werden durch Impedanzmessungen (Messung des mechanisch-akustischen Widerstandes des Trommelfells) und Ohrreflexmessungen festgestellt. Diese Messungen geben Aufschluss über den Druck innerhalb der Tube und die Funktionsfähigkeit der Gehörknöchelchen im Mittelohr. So lassen sich Tubenkatarrhe, Paukenergüsse, Defekte der Gehörknöchelchenkette etc. bei geschlossenem Trommelfell abklären.

Schwerhörigkeiten, welche ihre Ursache im Innenohr haben, wie auch der plötzliche Hörverlust bei Hörsturz, werden durch verschiedene Hörtests festgestellt, welche der Überprüfung der Lautstärken- und Frequenzhörfähigkeit dienen. Bei einem Hörvermögen, welches mit einem Hörgerät versorgt werden muss, wird vorher die Sprachhörfähigkeit geprüft.
 

Spezielle computertechnische Untersuchungen erfordern keine Mitarbeit des Patienten und eignen sich nicht nur bei Erwachsenen, sondern auch bei kleinen Kindern. Zu diesen Untersuchungen gehört die Messung der sogenannten otoakustischen Emissionen. Hierbei wird einem Ohr über einen Ohrstöpsel ein Ton eingespielt, welcher in das Innenohr zur Hörschnecke gesendet und von dieser als Schallwellen zurückgesendet wird. Hierdurch kann eine Hörstörung festgestellt werden. Eine weitere computertechnische Untersuchung ist die Hirnstamm-Audiometrie, bei der die elektrischen Hirnströme als Reaktion auf akustische Reize gemessen werden. Letztendlich kann mithilfe der Magnetresonanztomografie ein möglicher Tumor am Hörnerv abgeklärt werden.

Liegt nach Auswertung der Tests eine Altersschwerhörigkeit vor, beraten wir Sie ausführlich und versorgen Sie ggf. auch fachlich kompetent mit Hörgeräten.